Nabenschaltung
Sie haben die Qual der Wahl für das geeignete Schaltungssystem?
Nabenschaltungen 3-, 4-, 5-, 7-, 8-, 11-, oder 14-Gang? (über die 9-Gang von
Sram reden wir gar nicht, über die neue 11-Gang von Shimano noch nicht, abwarten)
Nabenschaltungen genießen den Ruf für schlechte Wirkungsgrade, weil sich
in ihrem Inneren viele Zahnräder mit hoher Reibung drehen. Oft wird
dabei übersehen, dass mittlerweile in allen Nabenschaltungen
Planetenradträger zum Einsatz kommen, deren Hauptmerkmal einen viel
besseren Wirkungsgrad gegenüber allen Kettenschaltungen vorweist.
Aufwendig konstruierte Nabenschaltungen (z.B. Rohloff 14-Gang) erreichen
ähnlich hohe Wirkungsgrade wie jede beste Kettenschaltung. Diese
Tatsache kann man aus allen vernünftigen Wirkungsgradberechnungen
herauslesen.
Bei jeder Nabenschaltung ist der Übersetzungsumfang gemessen an der
Anzahl der Gänge sehr grob, entsprechend den Gangabständen.
Siebengangnaben weisen Gangabstände von ca. 15% bis 20%, die 14-Gang
Rohloffnabe von ca. 13% vor.
Wer kleinere Gangabstände wirklich benötigt (macht das Sinn?), sollte auf
Kettenschaltungen zurückgreifen. Für Straßenrennradfahrer gibt es
keine passende Nabenschaltung.
Die sogenannte Entfaltung = der pro Kurbelumdrehung zurückgelegte Weg
des Fahrrades - macht die Übersetzungen an Fahrrädern mit
unterschiedlichen Schaltungen und unterschiedlichen Laufradgrößen
vergleichbar. Z.B. hat eine Drei-Gang-Nabenschaltung bei Reifengröße
47-406 im zweiten Gang dieselbe Entfaltung wie ein Fahrrad mit gleicher
Schaltung und gleicher Kettenblatt- und Ritzelgröße bei Reifengröße 47-559
im ersten Gang.
Fahrräder mit kleinen Laufrädern benötigen also kleinere Ritzel und
größere Kettenblätter, um auf die gleiche Entfaltung zu kommen wie
Fahrräder mit größeren Laufrädern.
Gewicht:
Schaltungsnaben sind neben dem Fahrradrahmen, Laufrädern und Brookssattel
meistens das schwerste Einzelbauteil am Fahrrad. Wenn Sie aber
berücksichtigen, wie viele Funktionen in diesem eingekapselten Getriebe
berücksichtigt werden, dann zeigt sich, dass Nabenschaltungen das Fahrrad
nicht schwerer machen, denn hier ist alles in einem Bauteil
zusammengefasst. Für die Kettenschaltung sind viele Einzelbauteile
notwendig. Die Rohloff 14-Gang ist ähnlich schwer wie eine hochwertige
27-Gang-Kettenschaltung und das mit vergleichbaren
Übersetzungsmöglichkeiten. Dasselbe gilt für eine Shimano-Siebengangnabe
gegenüber einer 21-Gang-Kettenschaltung der Mittelklasse. Die
Nabenschaltung ist zwar ein schweres Einzelbauteil, aber deren
Funktionen sind bei einem Fahrrad mit Kettenschaltung auf viele Bauteile
verteilt. Wenn man das gegeneinander aufrechnet, ist ein Fahrrad mit
Nabenschaltung nicht generell schwerer als eines mit Kettenschaltung.
Dem Gewicht einer z.B. Siebengang-Nabenschaltung inkl. Rücktritt kann
beispielsweise das Gewicht folgender Kettenschaltungskomponenten
gegenübergestellt werden:
Hinterradnabe inkl. Mehrfachzahnkranz
hinteres Schaltwerk
vorderer Umwerfer
längere Kette
zweites oder drittes Kettenblatt
zwei Schalthebel
zwei Schaltbowdenzüge mit Hüllen
ein Bremsbowdenzug und Hülle und Bremsgriff
Nur teure und leichte Kettenschaltungskomponenten können das Gewicht der
Nabenschaltung leicht unterbieten.
Bei Nabenschaltungen inkl. Rücktrittbremse ist allerdings darauf zu
achten, dass man permanent gegen den Widerstand der sogenannten
"Friktionsfeder" tritt. Diese ist für das sichere Funktionieren des
Rücktritts verantwortlich. Dabei verschlechtert sich der
Gesamtwirkungsgrad dann allerdings schon deutlich.
Text: U. Triepel
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