Kettenschaltung
Brauche ich 24 oder 27 oder 30 Gänge?
Sie fühlen sich bei der Vorstellung, eine Gangschaltung mit über 21
Gängen bedienen zu müssen, überfordert?
Bei Kettenschaltungen mit drei Kettenblättern vorne und ungünstiger
Abstufung ist diese Scheu auch berechtigt, denn es ist mühsam, die
sinnvollen Gänge in jeder korrekten Reihenfolge "herauszuklamüsern".
Eine Kettenschaltung lässt sich NICHT im Stand schalten, man muss beim
Schalten immer treten und sie ist - im Gegenteil zu Nabenschaltungen -
keineswegs verschleißarm. Da die Kette immer wieder nach links oder rechts
gehebelt wird, erleidet sie einen hohen Verschleiß. Mehr schaltbare
Gänge fördern bei Benutzung den Verschleiß- und den Wartungsaufwand,
umso mehr Gänge (z.B. 27 Gg.) noch schneller und noch teurer. Das
betrifft dann nicht nur die Kette, sondern auch die Kettenblätter vorne
und die Kassette hinten, denn eine verschlissene Kette verschleißt auch
die hinteren Ritzel sowie die vorderen Kettenblätter enorm schnell.
In der Regel - bei günstigen Gangabstufungen - können Sie zwar 24 oder 27
Gänge schalten, rechnerisch bedeutet die reale Gangvielfalt jedoch nur
13 realistische Gänge. Der Rest ist nur schaltbar, übersetzungsmäßig
totaler Unsinn.
Wieviele Gänge Sie wirklich brauchen, richtet sich nach dem Einsatzzweck
Ihres Fahrrades, nach dem Streckenprofil und nach Ihrer Leistungsfähigkeit.
Die sinnvollen Grenzentfaltungen, also die Entfaltungen im leichtesten
und im schwersten Gang, und die sinnvollen Gangsprünge für den
jeweiligen Fahrer bedingen, wieviele sinnvolle Gänge eine
Gangschaltung haben sollte. Wer in bergigem Gebiet unterwegs ist,
braucht viele Gänge.
Kleine Gangsprünge (z.B. 30 schaltbare Gänge) sind für moderne Fahrer
nötig, weil sie "leistungsorientiert" fahren und auf jede kleinste
Veränderung des Fahrwiderstands mit einer passenden
Übersetzungsmöglichkeit reagieren wollen, damit sie ihr Leistungsoptimum
erzielen können.
Dasselbe gilt für schwache oder behinderte Fahrradfahrer, denn diese
können nur in sehr engen Grenzen ihre Trittkraft und ihre Trittfrequenz
der Fahrsituation anpassen. Während also ein wackerer Vielfahrer, dem es
nicht um hohe Durchschnittsgeschwindigkeiten geht, gerne auch mit einem
Single-Speed seine Wege meistern könnte, sind Radsportler auf der einen
und leistungsschwache Fahrer auf der anderen Seite auf feingestufte
Schaltungen angewiesen.
Text: U. Triepel
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